Der Steinzeitmensch legte am Tag durchschnittlich 20 km zurück – nicht auf dem Laufband, sondern draußen und ohne Sonnenschutzcreme. Weil die Haut mit Hilfe von UV-Licht Vitamin D herstellen kann, hatte er keinen Vitamin-D-Mangel.
Der moderne Mensch verbringt dagegen viel Zeit in geschlossenen Räumen. An den geringeren Lichteinfluss dort hat sich sein Körper in der kurzen Spanne zwischen Steinzeit und Moderne aber nicht anpassen können. Häufige Folge ist ein Mangel an Vitamin D. Das ist eigentlich gar kein Vitamin, das der Körper für Stoffwechselvorgänge aufnehmen muss, sondern ein Hormon, das er aus einem Cholesterin-Abbauprodukt selbst produziert. Über die Nahrung können wir uns meist nicht genügend Vitamin D zuführen – es sei denn, wir ernähren uns tagtäglich von fettem Fisch und Lebertran.
Lange Zeit glaubte man, Vitamin D sei nur für das Knochenwachstum wichtig. In den letzten Jahren hat man aber verstärkt seine Wirkung auf andere Organsysteme erforscht, besonders auf das Immunsystem. So hat man herausgefunden, dass Vitamin D zur Reifung der T-Lymphozyten beiträgt. Außerdem regt es Immunzellen dazu an, vermehrt Abwehrstoffe gegen Bakterien und Viren zu bilden. Am besten belegt ist das bei der Tuberkulose: Schon im vorletzten Jahrhundert wusste man, dass hier eine „Lichtkur“ gut ist, weshalb Tb-Kranke in Höhenkurorte geschickt wurden – wie in Thomas Manns „Zauberberg“. Warum sich Licht günstig auswirkt, war damals aber noch nicht bekannt.