Soll ich mich als HIV-Positiver am Arbeitsplatz outen?

Die wenigsten HIV-Positiven sind an ihrem Arbeitsplatz geoutet. Weil sie keinen Bock auf Klatsch und Tratsch haben oder aus Angst vor einer (unerlaubten) Kündigung. Ein positives Coming-Out kann aber auch Vorteile bringen. So oder so, mit der Frage „Sag ich’s oder sag ich’s nicht?“ sollte sich jeder, der sich als HIV-positiv outen will, sorgfältig auseinandersetzen. Die folgenden Infos helfen dabei.

Gibt es denn mit HIV Berufsverbote? Stimmt nicht. Es gibt keine Berufsverbote für Menschen mit HIV. Wer HIV-positiv ist, kann also in der Pflege, in der Kinder-/Jugendarbeit oder in der Gastronomie arbeiten, und muss keine besonderen Maßnahmen beachten, die über die allgemeinen Hygienevorschriften hinausgehen.

Kann ich wegen HIV meinen Job verlieren?  Leider kann das passieren. Aber das ist Unrecht! HIV ist schwer übertragbar und im Arbeitsalltag besteht kein Infektionsrisiko. Es kann aber Ängste und Vorbehalte von Kolleg_innen oder gar Vorgesetzen geben. Um diese Ängste abzubauen, kann es hilfreich sein, aufzuklären und zu informieren. Unterstützung hierbei bietet die Aidshilfe in der Nähe, der HIV-Schwerpunktarzt oder ICH WEISS WAS ICH TU von der Deutschen AIDS-Hilfe.

Die Entscheidung triffst du alleine! Wenn du dich an deinem Arbeitsplatz als HIV-positiv outen willst, solltest du dich gut vorbereiten und die Frage „Sag ich’s – oder sag ich’s nicht?“ genau abwägen. Denn ein HIV-Coming-out ist nicht mehr umkehrbar. Die Antwort auf diese Frage kann nur einer geben: Du allein entscheidest, ob und wann du jemandem von deiner HIV-Infektion erzählst.

Manny ist Altenpfleger und lebt in Bochum. Am Arbeitsplatz geht Manny offen mit seiner HIV-Infektion um. Wie seine Kollegen von der Infektion erfahren haben und warum er sich geoutet hat, das seht ihr im Video.

 

Kerstin Mörsch ist Ihre Ansprechpartnerin bei der Deutschen AIDS-Hilfe (Bild: DAH)

Kerstin Mörsch ist Ihre Ansprechpartnerin bei der Deutschen AIDS-Hilfe (Bild: DAH)

Wir lassen dich nicht allein!

Das Coming-Out als HIV-Positiver ist nicht so gelaufen, wie gedacht? Durch Kolleg_innen oder Vorgesetzte kommt es zu klaren Benachteiligungen oder offener Diskriminierung? Dann kannst du dich an die Kontaktstelle gegen HIV-bedingte Diskriminierung der Deutschen AIDS-Hilfe wenden.

 

 

Kerstin Mörsch

ICH WEISS WAS ICH TU (IWWIT) | Deutsche AIDS-Hilfe

HIV „Selbstbewusst mit der Infektion umgehen“


Jochen Drewes, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der FU Berlin, über das Stigma, das HIV-Positive immer noch erleben

Drewes: HIV ist eine gesellschaftlich stark stigmatisierte Erkrankung. Gründe dafür sind der Schweregrad der Erkrankung, die Übertragbarkeit und moralische Aspekte, die die Übertragungsweisen und die Hauptbetroffenengruppen betreffen. Dies hat sich bisher weder durch die medizinischen Fortschritte bei der Behandlung noch durch die Präventions- und Aufklärungskampagnen wesentlich geändert.

Medizinisch erleben wir eine Normalisierung von HIV und Aids. Doch was rechtliche wie auch sozialen Fragen von Moral, Schuld und Stigma angeht, sieht es offenbar anders aus. Wie schätzt du das ein?
Fortschritte bei der Behandlung der HIV-Infektion sollten tatsächlich zu einer Reduzierung der Stigmatisierung führen. Wenn HIV-Infizierte, die regelmäßig ihre Medikamente nehmen, kaum noch infektiös sind und wenn HIV mittlerweile eine chronische Erkrankung ist, statt eines sicheren Todesurteils, dann sollte eigentlich auch die Angst vor HIV-Infizierten sinken. Leider hinkt die Rechtsprechung hier dem aktuellen Wissensstand hinterher, wenn sie Transmission von HIV und damit potenziell alle HIV-Infizierten kriminalisiert.

Was verstehst du unter einem Stigma? Ein Stigma ist ein Charakteristikum einer Person, das zu ihrer Abwertung und Ablehnung führt. Diese Stigmatisierung kann eine Erkrankung wie HIV sein, aber auch ganz unterschiedliche Merkmale betreffen, wie eine körperliche Entstellung, Geschlecht, Homosexualität, etc. Gerade die Ansteckungsgefahr, also der Bedrohungsaspekt, führt dazu, dass HIV-Positive besonders stigmatisiert werden.

Weiterlesen

MuMM-Projekt der Berliner Aidshilfe e.V.

MuMM-Projekt der Berliner Aidshilfe e.V.Migrantinnen und Migranten als Multiplikator/innen für die HIV/STI-Prävention

Wer mit Mumm nur den Namen für ein alkoholisches Getränk verbindet, liegt an dieser Stelle falsch. Die Assoziation mit dem anderen Mumm, das für Kühnheit, Mut oder auch Unerschrockenheit, ist durchaus gewollt: MuMM kürzt den etwas sperrigen Titel „Migrantinnen und Migranten als Multiplikator/innen für die HIV/STI-Prävention“ treffend ab.

Weiterlesen