Heilung von Aids außer Sichtweite – „Noch viele, viele Jahre“

Welt-Aids-Konferenz in MelbourneErnüchternde Nachricht für rund 35 Millionen Menschen, die weltweit mit dem HI-Virus infiziert sind: Eine Heilung ist trotz großer Fortschritte auf Jahre nicht in Sicht. Doch bei der Bekämpfung der Tuberkulose, eine der häufigsten Folgekrankheiten bei HI-Infizierten, gibt es Hoffnung.

Die Tagungsvorsitzende Françoise Barré-Sinoussi will eher Hoffnung verbreiten und setzt auf die guten Nachrichten. Foto: dpa

Die Tagungsvorsitzende Françoise Barré-Sinoussi will eher Hoffnung verbreiten und setzt auf die guten Nachrichten. (photo: dpa)

Eine baldige Heilung von HIV ist auch 30 Jahre nach der Entdeckung des Virus nicht in Sicht. „Eine Heilung für mit dem HI-Virus infizierte Menschen in aller Welt? Das wird noch viele, viele Jahre dauern“, sagte Aids-Experte Steven Deeks von der Universität von Kalifornien auf der Welt-Aids-Konferenz in Melbourne. Dagegen berichteten Tuberkulose-Fachleute über Studienergebnisse, die die Behandlung revolutionieren könnten.

Die Aidsforschung mache große Fortschritte, betonte die Tagungsvorsitzende Françoise Barré-Sinoussi. „Es gibt keinen Grund, nicht optimistisch zu sein.“

Deborah Persaud vom Johns Hopkins' Children's Center in Baltimore.

Deborah Persaud vom Johns Hopkins‘ Children’s Center in Baltimore. (photo: AP)

Auch Rückschläge brächten die Forscher entscheidend voran, sagte die US-Virologin Deborah Persaud, die das sogenannte Mississippi-Baby betreute. Das Kind galt als funktionell geheilt, bevor 27 Monate nach Ende der Medikamentenbehandlung plötzlich doch wieder HI-Viren im Blut festgestellt wurden. Die ernüchternde Nachricht kam eine Woche vor der Aids-Konferenz. „Trotzdem, ein spektakuläres Ergebnis“, sagte Persaud über die lange virenfreie Zeit. „Das müssen wir noch verbessern.“

HI-Viren schlummern in Reservoiren

Die permanente Eliminierung der HI-Viren scheitert bislang auch daran, dass sie, in Reservoiren im Körper versteckt, jahrelang schlummern können. In welchen Zellen genau, wissen die Experten noch nicht. Forscher um den Virologen James Whitney von der Harvard Medical School in Boston zeigten in einer aktuell in „Nature“ veröffentlichten Studie, dass HIV ähnelnde Viren bei Affen solche Reservoire sehr schnell nach einer Infektion anlegen.

Eine Revolution im Kampf gegen Tuberkulose sieht die gemeinnützige Tuberkulose-Allianz in einem neuen Medikamenten-Cocktail. Eine kleine Studie mit 200 Patienten habe hervorragende Ergebnisse gebracht, vor allem bei Patienten, deren Erreger gegen viele Medikamente schon resistent waren. „Wir haben die Behandlung dieser Patienten von zwei Jahren auf etwa vier Monate reduziert, die Kosten sind 90 Prozent geringer und die Heilungsrate stieg von 50 auf 90 Prozent“, berichtete der Präsident der Allianz, Mel Spigelman.

Tuberkulose häufige Todesursache

Tuberkulose ist eine der häufigsten Folgekrankheiten bei HI-Infizierten. Bei 20 Prozent der Aids-Kranken ist Tuberkulose die Todesursache. Zwei Milliarden Menschen weltweit sind nach Angaben von Spigelman mit Tuberkuloseerregern infiziert, wobei nur ein geringer Teil der Infektionen sofort zu einer Erkrankung führt. Etwa 1,3 Millionen Menschen sterben jedes Jahr. Nach Angaben von Spigelman ist eine größere Studie mit dem neuen Cocktail in Vorbereitung.

Bei ähnlich guten Ergebnissen werde die erste neue Tuberkulose-Behandlung seit 50 Jahren anschließend weltweit zugänglich gemacht. Die sogenannte PaMZ-Kombination umfasst nach Angaben der TB-Allianz die Medikamente PA-824 und Moxifloxacin sowie den Wirkstoff Pyrazinamid.


Quelle: n-tv