HPV-Impfung bei Männern

HPV-Infektionen und HPV-assoziierte Erkrankungen sind insbesondere bei Männern, die Sex mit Männern haben, häufig. Die Impfung gegen HPV, die nachweislich auch bei Männern entsprechende Infektionen verhindert, könnte auch einen präventiven Effekt beim Analkarzinom haben.

Die meisten HPV-Infektionen sind sowohl bei Frauen als auch bei Männern vorübergehend und asymptomatisch. Als wichtigster Risikofaktor für eine externe genitale HPV-Infektion erweist sich die Zahl der Sexualpartner. Die Mehrzahl der HPV-Infektionen treten bei jungen Frauen unter 25 auf. Im Vergleich dazu kommen die HPV-Infektionen bei Männern gleichwertig in allen Altersgruppen vor und das Risiko einer neuen Infektion bleibt über die Zeit stabil.

Nur ein kleiner Anteil von HPV-Infektionen persistiert über längere Zeit und kann sich dabei zu nicht-kanzerösen oder kanzerösen Läsionen entwickeln.

Das HPV-bedingte Analkarzinom, das Oropharynx-Karzinom sowie gutartige Läsionen, wie Genitalwarzen und rezidivierende respiratorische Papillomatosen können bei beiden Geschlechtern auftreten. Penile intraepitheliale Neoplasie (PIN) ist die einzige Männer-spezifische HPV-bedingte Erkrankung, die sich in weniger als einem Prozent der Fälle zum Peniskarzinom entwickelt. Die Subtypen HPV-16 und HPV-18 sind für rund 90% aller HPV-bedingten Krebsarten bei Männern verantwortlich.

HPV-assoziierte Krankheiten

Obwohl die allgemeine Inzidenz von HPV-assoziierten Krebserkrankungen bei Männern relativ gering ist, erweist sich die durchschnittliche jährliche Zunahme der Inzidenz des Analkarzinoms als fast doppelt so hoch wie bei Frauen. Die Inzidenz von HPV-bedingten Oropharynx-Karzinomen ist bei Männern ebenfalls erhöht und steigt weiter an, während sie bei Frauen stabil bleibt.

Bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), besteht ein besonders hohes Risiko für eine HPV-Infektion und HPV-bedingte Krankheiten. Die Infektion verläuft bei dieser Personengruppe oft mit mehreren HPV-Genotypen gleichzeitig und eine potenzielle Eradikation benötigt wesentlich mehr Zeit. Das Auftreten von Analkarzinom bei MSM ist über 30mal häufiger als bei heterosexuellen Männern. Somit kann das Auftreten von Analkarzinomen unter den MSM ähnlich hoch eingeschätzt werden wie das Auftreten von Gebärmutterhalskrebs bei Frauen vor der Einführung des Screening-Programms zur Gebärmutterhalskrebsvorsorge. Nicht-kanzerogene HPV-bedingte Läsionen, wie zum Beispiel Genitalwarzen, kommen wesentlich häufiger vor als HPV-assoziierte Krebserkrankungen und treten bei Männern ähnlich häufig auf wie bei den Frauen (Abb. 2). Die geschätzte Inzidenz von Anogenitalwarzen bei MSM ist jedoch fast zehnmal so hoch wie in der allgemeinen Bevölkerung. Die HPV-Typen 6 und 11 sind für mehr als 90% der Genitalwarzen verantwortlich.

HPV-Impfprogramme für Jungen und Männer

Seit Februar 2013 wird in Australien als erstem Land weltweit ein kostenloser HPV-Impfstoff durch Schul-basierte Programme sowohl für Mädchen als auch für Jungen im Alter von 12-13 Jahren verabreicht. In mehreren anderen Ländern, darunter auch in den europäischen Staaten, ist der Impfstoff ebenfalls für Jungen zugelassen. Als erstes Bundesland in Deutschland empfiehlt Sachsen seit Januar 2013 über die bundesweit geltenden Impfempfehlungen hinaus die Impfung für junge Männer im Alter von 12 bis 17 Jahren. Die Umsetzung orientiert sich an der europäischen Zulassung des Impfstoffes.

Quelle: HIV&more