Ein Kommentar zur Aids-Therapie von Thomas Müller
Mit HIV lässt sich heute in Industriestaaten leben – allerdings noch immer mehr schlecht als recht. Das legen aktuelle US-Daten nahe.
Zwar ist die HIV-bedingte Mortalität mit Einführung der hochaktiven antiretroviralen Therapie (HAART) Mitte der 1990er-Jahre drastisch gesunken, schließlich lässt sich die Viruslast durch die Therapie häufig in den Griff bekommen.
Andere Lasten bleiben aber und drücken die Lebenserwartung von HIV-Infizierten – selbst dann, wenn sie nicht an Aids erkranken. Ein Problem sind offenbar Hepatitis-Infektionen und Drogenkonsum, aber auch Depressionen können den Betroffenen das Leben schwer machen.
Therapiekonzepte sollten daher nicht nur die Viruskonzentration und Lymphozytenzahl im Blick haben, sondern auch die Begleiterkrankungen HIV-Infizierter und das Milieu, aus dem sie stammen.
Zwar kann man die erschreckend niedrige Lebenserwartung HIV-Infizierter in den USA nicht unbedingt auf Deutschland übertragen – die soziale Absicherung und medizinische Versorgung sozial schwacher Gruppen sind hier deutlich besser.
Doch eines sollten wir trotzdem nicht vergessen: Eine HIV-Infektion ist weiterhin ein dramatischer Eingriff ins Leben. Um damit klar zu kommen, braucht es mehr als nur Arzneien.
Quelle: ÄrzteZeitung