Spirale kann vor Gebärmutter-Krebs schützen

Frauen, die mit der Spirale verhüten, haben offenbar ein geringeres Risiko, ein Endometrium-Karzinom zu entwickeln. Das jedenfalls lässt die Analyse gepoolter Daten von 18 Studien vermuten.

Besonders Frauen, die erstmals mit 35 Jahren eine Spirale tragen, scheint diese vor Krebs zu schützen.© Sven Bähren / Fotolia

BETHESDA. Nachdem es 2007 und 2008 Hinweise auf den inversen Zusammenhang zwischen der Anwendung einer Spirale und dem Risiko für ein Endometriumkarzinom auch durch zwei Metaanalysen gegeben hatte, haben sich nun unter anderem US-Epidemiologen und -Präventionsmediziner dem Thema mithilfe einer gepoolten Analyse von vier Kohortenstudien und 14 Fall-Kontroll-Studien erneut gewidmet (Int J Cancer 2014; online 20. September).

Sie werteten in ihrer Analyse die Befunde von mehr als 8800 Frauen mit einem histologisch bestätigten Endometriumkarzinom und fast 15.400 Teilnehmerinnen der Kontrollgruppen ohne Krebs innerhalb des „Epidemiology of Endometrial Cancer Consortium“ aus, das unter anderem vom US-Nationalen Krebsinstitut unterstützt wird. Die Daten von drei Studien waren bereits in den beiden Metaanalysen berücksichtigt worden.

Gepoolte Daten ausgewertet

Ergebnisse einer gepoolten Analyse
Die Wahrscheinlichkeit für ein Endometrium-Ca war bei Frauen, die irgendwann in ihrem Leben eine Spirale getragen hatten, im Vergleich zu jenen, die diese Verhütungsmethode nie angewendet hatten, um fast 20 Prozent verringert.

Noch stärker verringert war das Risiko für ein Endometriumkarzinom bei jenen Frauen, die eine Spirale mindestens zehn Jahre lang getragen hatten.

Damit es zu keinen Verzerrungen der statistischen Ergebnisse kommt, haben die Wissenschaftler eine ganze Reihe von Störfaktoren bei der Berechnung berücksichtigt, von denen bekannt ist, dass sie mit einem erhöhten Risiko für ein Endometriumkarzinom in Zusammenhang stehen, etwa Alter, BMI, ethnische Zugehörigkeit, Dauer der Pessaranwendung, Diabetes, Rauchen und Menopause.

Der Auswertung der gepoolten Daten zufolge lag die Odds Ratio (OR) bei Frauen, die irgendwann in ihrem Leben eine Spirale getragen hatten, im Vergleich zu jenen, die diese Verhütungsmethode nie angewendet hatten, bei 0, 81 (95%-Konfidenzintervall zwischen 0,74 und 0,90). Die Wahrscheinlichkeit für ein Endometriumkarzinom im Zusammenhang mit dem Tragen eines Pessars war somit um fast 20 Prozent gegenüber der Kontrollgruppe verringert.

Ein reduziertes Krebsrisiko war auch bei der Verwendung inerter Pessare zu beobachten, ebenfalls im Vergleich zur Gruppe der Frauen, die nie eine Spirale genutzt hatten (OR: 0,69; 95%-Konfidenzintervall zwischen 0,58 und 0,82). In der Auswertung berücksichtigten die Wissenschaftler auch Kupferspiralen und Pessare, die Hormone freisetzen. Bei den inerten Pessaren, die in den späten 1980er-Jahren vom US-Markt genommen worden waren, bestand das Material aus Kunststoff oder rostfreiem Stahl.

Noch stärker verringert war das Risiko für ein Endometriumkarzinom bei jenen Frauen, die eine Spirale mindestens zehn Jahre lang getragen hatten (OR: 0,61; 95%-Konfidenzintervall zwischen 0,52 und 0,71). Eine inverse Assoziation wurde zudem bei Frauen beobachtet, die bereits 35 Jahre alt waren, als sie sich erstmals ein Intrauterinpessar einsetzen ließen, und bei jenen, die mindestens 45 Jahre alt waren, als sie letztmalig diese Art der Empfängnisverhütung nutzten.

Schutzmechanismus noch unklar

Der biologische Mechanismus, der der inversen Assoziation zwischen Pessaranwendung und Endometriumkarzinom zugrunde liegt, ist bisher unklar. Die US-Wissenschaftler halten es unter anderem für möglich, dass durch das Tragen einer Spirale kontinuierlich Zellen der Uterusschleimhaut abgestoßen und dadurch auch prämaligne oder hyperplastische Endometriumzellen entfernt werden.

Dass gerade bei Frauen, die zwischen 40 und 50 Jahre alt waren, als sie letztmalig eine Spirale anwendeten, die inverse Assoziation zu beobachten sei, stütze ihre These, so die Wissenschaftler, da in dieser Altersgruppe die Wahrscheinlichkeit für prämaligne oder hyperplastische Veränderungen des Endometriums erhöht sei.


Quelle: ÄrzteZeitung, 12.11.2014